Kingston upon Hull ist eine der nordenglischen Städte, die insbesondere durch ihre Altstadt und ihren ganz eigenen Charme begeistern. Lange Zeit war die Schönheit dieser Stadt in Vergessenheit geraten. Doch spätestens seitdem Hull den Titel Kulturhauptstadt Englands erhielt, kommen immer mehr Menschen in den schönen Ort an der Mündung des Flusses Hulls und genießen das entspannte Flair und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die die Stadt zu bieten hat.
Die Lebensader Kingston upon Hulls ist der Fluss Hull. Erste Siedlungsspuren im Flusstal des Hulls stammen aus der Neolithischen Epoche, wobei es kaum Zeugnisse einer bedeutenden Siedlung im heutigen Stadtgebiets Kingston upon Hulls aus dieser Zeit gibt. Die erste Erwähnung Hulls stammt aus dem Jahre 1160. In einer Urkunde wurde die Siedlung den Mönchen der Zisterzienserabtei in Meux zugesprochen. Damals war der Ort jedoch nicht unter dem heutigen Namen bekannt, sondern als Wyke upon Hull, der auf einen skandinavischen Ursprung zurückgeht. Die Mönche nutzen den Zusammenfluss der Flüsse Hull und Humber sowie den Hafen vor allem strategisch, da sich über die Flusswege Wolle und andere Güter leicht verschiffen ließen. Im Jahre 1278 erhielten die Mönche das Markrecht. Sie durften nun also Märkte in der Siedlung abhalten - zu der Zeit der Garant für ein Wachstum einer Siedlung sowie für wirtschaftlichen Erfolg. Diesen erkannte auch Edward I., der damalige König von England, und übernahm die Kontrolle über die Siedlung sowie den Hafen nur kurze Zeit später. Im Zuge dessen erhielt die Stadt im Jahre 1299 das Stadtrecht sowie einen neuen Namen: Kings Towne on the River Hull. Die Stadtrecht-Urkunde ist bis heute erhalten geblieben und wird im Rathaus der Stadt aufbewahrt. Mit dem Stadtrecht konnten nun mehrfach pro Woche Märkte abgehalten werden und der neue Titel sollte zudem neue Bürger anziehen. Im Jahre 1541 besuchte König Henry VIII. die Stadt und befahl, dass ein Schloss sowie Verteidigungsanlagen errichtet werden sollten - ein Zeichen dafür, dass die Stadt Hull immer bedeutender für die englische Krone wurde. Noch heute zeugen einige Gebäude wie das Wilberforce Haus von dieser aufstrebenden Epoche Hulls.
Einer der wichtigsten Orte Hulls ist seit der Gründung der Stadt ihr Hafen. Im Mittelalter hielten hier Schiffe aus zahlreichen verschiedenen Ländern wie Frankreich, Spanien, Portugal sowie aus Nordeuropa und handelten auf den Märkten der Stadt mit ihren Waren. Die Hafenanlagen wurden sogar erweitert, damit auch Schiffe aus Australien, Neuseeland und Südamerika in Hull halten konnten. Im 19. Jahrhundert wurde der Hafen für den Passagierverkehr geöffnet und die ersten Passiergierfähren, insbesondere aus Nordeuropa, legten in Hull an. Die Bedeutung des Hafens und der wirtschaftlichen Kraft Hulls war weit über die Grenzen Großbritanniens bekannt. Im 2. Weltkrieg wurde deswegen die Stadt zum Ziel für zahlreiche, verheerende Bombenangriffe. Der sogenannte Hull Blitz Angriff zerstörte so gut wie die gesamte Innenstadt und knapp 95% der Häuser wurden während den Bombenangriffen beschädigt oder ganz zerstört. In den Nachkriegsjahren baute man die Stadt sowie den Hafen wieder auf und versuchte dabei so viele Gebäude wie möglich zu retten. Auf ökonomischer Ebene musste Hull in der Nachkriegszeit Einbußen hinnehmen, viele Industrieanlagen waren durch den Krieg zerstört oder die Industriezweige verloren an Bedeutung. Die Weiterentwicklung der Stadt schritt nur langsam voran und Hull wurde im Volksmund gerne als "Hull is dull", also dass Hull öde ist, bezeichnet. Doch so langweilig wie einst ist Hull schon lange nicht mehr. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Konzentration auf das Dienstleistungsgewerbe sowie dem Handel in den Anfangsjahren des 21. Jahrhunderts, erblühte Hull erneut. Auch der Hafen ist wieder eine durchaus bedeutende Anlaufstelle für Handels- und Passagierschiffe. So bietet das britische Passagierunternehmen P&O Ferries täglich Fährverbindungen nach Rotterdam und Zeebrugge an. Heute begeistert Hull als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der gesamten Gegend. Im Jahre 2017 wurde Hull sogar Kulturhauptstadt Großbritanniens - ein Titel der zeigt, Hull definitiv nicht mehr "dull"!