Industrielle Revolution

Die industrielle Revolution in Nordengland und deren Zeugnisse heute

Wohl keine Epoche hatte einen größeren Einfluss auf die englische Gesellschaft und das Leben der Engländer wie die Industrialisierung. Der Norden Englands war das Zentrum der industriellen Revolution in Großbritannien. Städte wie Manchester und Liverpool wurden auf einmal international bedeutend und galten als Powerhouse im Bereich der Produktion und dem Handel. Doch die industrielle Revolution hatte nicht nur einen Einfluss auf die Wirtschaftsstärke des Landes, sie leitete vielmehr einen sozialen Wandel ein. Noch heute sind die Spuren der industriellen Revolution in Nordengland sichtbar und prägen die Städte und Landschaften.

Die Industrialisierung des Nordens

Schon vor der industriellen Revolution wurde der Rohstoff Kohle im Norden Englands abgebaut. Jedoch war der Transport des Gutes so teuer, dass sich der Handel mit Kohle nicht lohnte. Sie wurde vornehmlich lokal genutzt und der Bedarf war sehr gering. Dank der vielen Bäche und Flüsse brauchte man nicht die Kohle um Maschinen zu betreiben, Wassermühlen übernahmen diese Arbeit zum Großteil. Diese trieben hauptsächlich Webstühle an, denn die Textilherstellung war einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Region in der vorindustriellen Zeit. Auch wenn viele Orte den Titel Stadt trugen, waren sie vergleichsweise sehr klein und nur wenige Menschen lebten in ihnen. Grundlegend kann man die Siedlungsstruktur Nordenglands im 17. Jahrhundert als zerklüftet bezeichnen. Mit dem Beginn der industriellen Revolution Anfang des 18. Jahrhunderts änderte sich dies. Die Textilindustrie gewann an Aufschwung, immer größere Produktionsstätten wurden gebaut. Zudem wurden große Eisenvorkommen entdeckt, was zu einem ganz neuen Industriezweig führte: der Eisen- und Stahlproduktion. Dieses Material wurde direkt in der Region weiterverarbeitet, insbesondere in den großen Schiffswerften. Viele der Wasserwege der Region wurden zu Kanälen ausgebaut und Eisenbahnlinien entstanden, um die Waren schneller abtransportieren zu können. Mit der wachsenden Industrie in der Region, stieg auch die Bevölkerungsdichte schlagartig an. Viele Menschen siedelten sich in den Städten an, denn die neuen großen Fabriken versprochen Arbeitsplätze und Städte wie Manchester und Liverpool erlebten ein ungeahntes Bevölkerungswachstum.

Sehenswerte Orte zum Thema Industrialisierung in Nord-England

Zahlreiche Überbleibsel der Industrialisierung zeugen noch heute von der rasanten Entwicklung der wohl prägendsten Epoche der Geschichte der Region. Einige wurden zu Museen umgewandelt oder es wurde extra ein Museum gebaut, um die Vergangenheit auch heute noch lebendig zu gestalten.

Museum of Science and Industry in Manchester

Das Museum of Science and Industry in Manchester widmet sich alleinig der industriellen Geschichte der Stadt. Die Ausstellung führt anschaulich durch die einzelnen Entwicklungsphasen der Epoche und zeigt zahlreiche Industriemaschinen und andere wichtige Zeugnisse der Industrialisierung.

Das Viertel Ancoats in Manchester

Ancoats war einst ein Vorort von Manchester und ging in die Geschichte als erster industrieller Vorort ein. Der Ort war bekannt als die Werkstatt der Welt, in dem vor allem die Textilindustrie und die Glasindustrie angesiedelt war. Noch heute zeigen die riesigen Webereien und Mühlen, wie bedeutungsvoll der Ort einst für die Textilindustrie einst war.

Victoria Tunnel in Newcastle

Der knapp 4 km lange Victoria Tunnel wurde zwischen 1839 und 1842 errichtet und verläuft direkt unter Newcastle. Durch den Tunnel wurde die abgebaute Kohle aus der Zeche von Leazes zum Hafen Newcastles abtransportiert, wovon sie verschifft wurde. Der Tunnel kann heute auf geführten Touren besichtigt werden und ist eines der Wahrzeichen für die Kohleindustrie, die für Newcastle so bedeutend war.

Das Beamish Museum bei Stanley

Das North of England Open Air Museum, auch unter den Namen Beamish Museum bekannt, ist ein Freilichtmuseum, was die Arbeits- und Lebensbedingungen während des 19. Und 20. Jahrhunderts in Nordengland zeigt. Neben einem viktorianischen Straßenzug mit Geschäften, einem Bahnhof, einer Farm und einem Gutshaus wird auch ein Kohlebergwerk mitsamt einer Bergarbeitersiedlung gezeigt. Spannend ist, dass die Mine sogar begehbar ist und ein reales Bild von der schweren körperlichen Arbeit der Minenarbeiter aufzeigt. Doch gibt es nicht nur die Gebäude zu bestaunen, überall im Freilichtmuseum gehen verkleidete Schauspieler dem damaligen Alltag nach und lassen so die Vergangenheit lebendig erscheinen.

Das Hafenviertel und die drei Grazien in Liverpool

Liverpools Hafen war einer der Hauptumschlagplätze für die Güter, die während der Industrialisierung im Norden Englands produziert wurden. Das gesamte Hafengelände steht heute unter dem Schutz der UNESCO, da dieser einst einer der modernsten Häfen seiner Zeit war und so bedeutend für die wirtschaftliche Kraft der Region. Im Hafengelände befinden sich auch die drei Grazien, drei imposante Gebäude, die einerseits durch ihre für damalige Verhältnisse moderne Bauweise etwas Besonderes sind, aber auch sinnbildlich für den wirtschaftlichen Erfolg im Zuge der Industrialisierung stehen.

Saltaire - eine viktorianische Mustersiedlung

Die Siedlung Saltaire in West Yorkshire wurde 1851 von dem Tuchfabrikanten Sir Titus Salt gegründet. Eben dieser verlagerte seine Fabrik an diesen Standort und baute eine Arbeitersiedlung in der knapp 3000 Arbeiter mit ihren Familien leben konnten. Der Bau von Arbeitersiedlungen in der Nähe einer Fabrik war typisch für die industrielle Revolution und die Saltaire Siedlung ist ein gutes Beispiel dieser Entwicklung. Heute befinden sich in den Gebäuden Museen und die Anlage steht unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes.

Der Engel des Nordens bei Gateshead

Die moderne Engelsskulptur von Antony Gromley aus rostbraunen Stahl soll an die industrielle Revolution erinnern, die Nordengland stark prägte und für massive Veränderungen in der Region und im Leben der Bewohner Nordenglands sorgte. Die imposante Skulptur ist knapp 20 Meter hoch und hat eine Flügelbreite von 54 Metern - somit ist sie breiter als die Freiheitsstatue in New York.

Die Textilfabriken von Derwent Valley

Im Derwent Valley wurden vor allem Textilien produziert und im 18. Jahrhundert entstanden die ersten modernen Fabriken in dieser Region. Diese Webereien und Spinnereien nutzen die Wasserkraft, um ihre Maschinen anzutreiben. Neben den großen Fabriken wurden auch hier Arbeitersiedlungen erbaut, damit die Arbeitnehmer in Fabriknähe wohnen könnten. Das Ensemble umfasst heute neben den wirklich sehenswerten Gebäuden auch ein Museum, welches sich mit der Textilindustrie beschäftigt. Seit 2001 gilt das Derwent Valley mit seinen Textilfabriken als UNESCO-Weltkulturerbe.