Städteportrait Leeds

Ein Blick in die Geschichte der Stadt

Einst Textilzentrum, heute Shoppingparadies - für Leeds war es ein langer Weg von der Industrialisierung zur heutigen modernen Stadt. Die Spuren der Zeit sind überall sichtbar und trotzdem ist der Blick nach vorn gerichtet. Nirgendwo anders in Großbritannien sieht man mehr, was eine junge Stadt ausmacht: Kunst, Kultur und das entspannte Leben.

Das heutige Leeds kann auf eine lange Besiedlungsgeschichte zurückblicken, die vor allem vom Handel und später Industrie geprägt ist. Die erste Erwähnung des Ortes beziehungsweise der Gegend, damals noch Loidis genannt, geht auf die Zeit rund um 730 zurück. In der waldreichen Gegend bildete sich rund um eine Pfarrkirche in dieser Zeit eine kleine Siedlung, die diese Namen übernahm und als erste wirkliche Grundsteinlegung für das heutige Leeds gilt. Im Jahr 1086 wurde diese Siedlung als Ledes bezeichnet und war ein kleines wirtschaftliches Zentrum in der Gegend. Man geht davon aus, dass zu dieser Zeit knapp 200 Menschen in Ledes sesshaft waren. Trotz der rechtlichen Anerkennung als Ort im Jahre 1207 und dem durchaus gewinnbringenden Handel mit Wolle, wuchs die Siedlung während des Mittelalters und der Tudor-Epoche nur kaum. Erst Ende des 17. Jahrhunderts erlebte Leeds einen wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere durch den Tuchhandel. In dieser Zeit galt Leeds als einer der wohlhabendsten Städte im Norden Englands und in nur knapp 100 Jahren stieg die Einwohnerzahl um das Dreifache auf 30.000 Einwohner zum Ende des 18. Jahrhunderts. Nicht nur der Tuchhandel begünstigte diese Entwicklung, sondern auch der Ausbau des Flusses Aire, von dem aus per Schiff die Flüsse Ouse, Humber sowie die Nordsee erreichbar wurden.

Wie viele englische Städte prägte die industrielle Revolution auch Leeds nachhaltig. Innerhalb des 18. Jahrhunderts wuchs Leeds rasant auf über 200.000 Einwohner. Der Reichtum der Stadt spiegelte sich Stadtbild wieder. Zahlreiche prunkvolle Gebäude entstanden und auch in die Infrastruktur wurde enorm investiert. So erhielt Leeds als erste Stadt weltweit ein modernes Ampelsystem, den Anfang machte eine Ampelanlage an der Kreuzung Park Row und Bond Street. Hauptwirtschaftsfaktoren waren die Textilindustrie sowie der Maschinenbau, daneben gab es aber noch zahlreiche weitere Industriebetriebe - in der Mitte des 19. Jahrhunderts nannte man Leeds auch die Stadt der 1000 Gewerbe. Bis zum 20. Jahrhundert lebten knapp 500.000 Menschen in der Stadt. Leeds wurde zwar während des 2. Weltkrieges bombardiert, jedoch bei weitem nicht so massiv wie andere britische Städte. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges änderte sich Englands soziale Struktur sowie die traditionelle Industrie. Zahlreiche Betriebe schlossen und knapp jeder 3. Arbeitsplatz ging im Zuge dessen verloren. Nur noch wenige arbeiteten in der Nachkriegszeit in den traditionellen Industriezweigen und die Arbeitslosigkeit war ein großes Problem in Leeds. Für Aufschwung sorgte der Dienstleistungssektor, der sich auch in Leeds immer stärker ausprägte. Zudem entwickelte sich Leeds in der Neuzeit zu einem wichtigen Bildungsstandort. Der Gründung der Universität von Leeds im Jahre 1904 folgten zahlreiche weitere Hochschulgründungen, sodass Leeds heute eine Universitätsstadt ist. Trotz der Zerstörung des 2. Weltkrieges konnte viel vom alten Stadtbild erhalten bleiben und wurde wieder aufgebaut. Um die Lebensqualität zu erhöhen, wurden große Parkanlagen geschaffen und ausgebaut. Heute gilt Leeds als eine der kosmopolitischsten und spannendsten Städte Großbritanniens, da die Stadt durch den innovativen Einfluss der Studenten sich konstant verändert und Neuem offen gegenüber steht.

Imposante Gebäude mit viel Historie

Die Innenstadt von Leeds erstrahlt bist heute im alten Glanz. Zwischen den alten Gebäuden, meist im viktorianischen Baustil, befinden sich immer wieder modernere Gebäude, die sich perfekt in das historische Stadtbild einfassen.

Zu den sehenswertesten Gebäuden zählen:

  • Die industrielle Blütezeit entdecken: das Rathaus und die Getreidebörse
  • Sakrale Architektur: die Kirkstall Abbey, die St.-Annen-Kathedrale und die St. Peters Kirche
  • Grand Theatre: mailändisches Opernflair in Leeds

Das Rathaus von Leeds gehört zu dem wohl imposantesten Gebäuden der Stadt und gilt als Wahrzeichen. Das Gebäude wurde im Jahre 1858 sogar höchst persönlich von Königin Viktoria eingeweiht. Es lohnt sich auch ein Blick in das Innere des Rathauses: Die Räume wurden erst in den letzten Jahren restauriert und eine Führung durch diese vermittelt nicht nur die Geschichte des Rathauses, sondern auch der Stadt Leeds. Die Getreidebörse aus dem Jahre 1863 ist heute ein Shoppingzentrum, hat aber seine Schönheit bewahren können. Das prunkvolle Gebäude zählt zu den schönsten der Stadt, insbesondere das Glasdach ist wunderschön anzusehen.

Eine der ältesten Sehenswürdigkeiten Leeds ist die Kirkstall Abbey im Westen der Stadt. Die Zisterzienser-Abtei wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Die Ruinen liegen eingebettet in einen Park am Aire-Fluss und bieten einen tollen Rahmen, für einen entspannten Spaziergang. Die St. Annen Kathedrale gehört zu den größten Kirchengebäuden in Leeds, ist im Vergleich zu anderen Kathedralen jedoch relativ klein. Trotzdem ist die Kathedrale ein tolles Beispiel der Kirchenarchitektur des 20. Jahrhunderts und allein deswegen schon einen Besuch wert. Ein älteres, sehenswertes Kirchengebäude ist die Kirche St. Peter aus dem 19. Jahrhundert und ist besonders reich an Kunstwerken und Verzierungen.

Das Grand Theatre erinnert in seiner Bauweise an die mailändische Scala. Der Baumeister James Robinson Watson nahm sich dieses bedeutsame Opernhaus zum Vorbild und das Gebäude wurde im Jahre 1878 eingeweiht. Im Grand Theatre gibt es drei Bereiche: der eigentliche Theatersaal, Ballräume sowie Shops. Eine Führung durch das Gebäude gibt einen Einblick in die prunkvolle Gestaltung und zeigt den Glanz der vergangenen Tage.

Kultur erleben in Leeds

Mit mehr als 16 Museen und Galerien zählt Leeds als kulturelles Zentrum der Region. In vielen Kulturinstitutionen ist der Eintritt sogar kostenlos.

Die größten Kulturattraktionen sind:

  • Geschichte Leeds erkunden: das Leeds City Museum und das Abbey House Museum
  • Industriegeschichte im Armley Mills Industrial Museum
  • Thackray Medical Museum - Medizingeschichte anschaulich erklärt
  • Royal Armouries Museum - das Waffenarsenal der Könige
  • Kunst erleben! - die Leeds Art Gallery und das Henry Moore Institute

Das neue Leeds City Museum wurde erst 2008 eröffnet, wurde aber eigentlich im Jahre 1819 gegründet. Aufgrund seiner schieren Größe gilt das Leeds City Museum als Hauptmuseum der Stadt. Die einzelnen Ausstellungsbereiche widmen sich zum einen der Geschichte der Stadt, aber auch den Kulturen der Welt, der Natur, Archäologie sowie der Gestaltung. Zudem werden regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt, die zum Beispiel Artefakte aus dem großen Archiv zeigen, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Auch das Abbey House Museum konzentriert sich auf die Geschichte Leeds, insbesondere auf die sozialen Aspekte. Die Ausstellung zeigt anschaulich wie sich das Leben im viktorianischen Leeds gestaltete und geht insbesondere auf die Rolle der Kinder ein.

Um die Industriegeschichte Leeds geht es im Armley Mills Industrial Museum. Allein schon das Gebäude des Museums ist ein Symbol für die industrielle Stärke Leeds während des 18. und 19. Jahrhunderts: Hier befand sich eins die größte Wollmühle der Welt. Zu den Ausstellungsobjekten gehören neben industriellen Maschinen auch alte Lokomotiven. Ein Highlight ist der erste bekannte Film der Welt aus dem Jahre 1888, der in Leeds von Louis Le Prince aufgenommen wurde. Gezeigt wird eine Szene im Roundhay Garden sowie die Leeds Brücke.

Das Thackray Museum konnte für seine innovative Ausstellung sogar schon einige Preise einheimsen und ist definitiv einen Besuch wert. Hier wird die Medizingeschichte anschaulich erklärt und auf Themen wie das Gesundheitswesen im Wandel der Zeit oder wie früher operiert wurde eingegangen. Besonders spannend ist der Teil des Museums, wo es um die Gesundheit von Kindern oder den Mühlenarbeitern während der viktorianischen Epoche geht. Gerade für Kinder ist diese Ausstellung absolut lohnenswert.

Im Royal Armouries Museum geht hauptsächlich um Waffen. Von Speeren über Schwertern zu Gewehren - die Ausstellung zeigt zahlreiche historische Waffen und Tötungsgegenstände. Zu den Highlights des Royal Armouries Museums zählen insbesondere die seltenen und einzigartigen Waffen, die einst unter anderem König Henry VIII. oder Kaiser Maximilian gehörten. Zudem gehören Live-Shows zum regelmäßigen Programm, bei dem die Waffen vorgeführt werden.

Wer sich für Kunst interessiert, ist in der Leeds Art Gallery genau richtig. Die Galerie konzentriert sich auf historische und moderne Kunst aus Großbritannien. Insbesondere die Kollektion von Kunstwerken aus dem 20. Jahrhundert gilt als eine der umfassendsten nach der in London. Direkt neben der Leeds Art Gallery befindet sich das Henry Moore Institut, welches vor allem Skulpturen zu seiner Sammlung zählt. Die Ausstellung im Henry Moore Institut wechselt dauerhaft - von modernen oder historischen Skulpturen zu dem Fokus auf bestimmte Länder. Allein deswegen lohnt es sich, immer mal wieder beim Institut vorbeizuschauen, denn es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken.

Leeds genießen - Tipps für ein besonderes Leedserlebnis

Leeds ist eine sehr lebendige Stadt und hier ist immer etwas los. So finden übers Jahr verteilt knapp 30 verschiedene Musikfestivals in Leeds statt, aber auch ein internationales Filmfestival und andere Kulturfeste. Ein Blick in den Veranstaltungskalender lohnt sich, denn viele der Festivals und Feiern sind kostenlos und bieten eine tolle Möglichkeit, die Bewohner Leeds kennenzulernen. Besonders stolz sind die Bewohner auf ihren Fußballclub, den Leeds United, der zu einem der großen und bedeutsamen Fußballvereine Englands gehört. Ein Besuch eines Spiels garantiert ein tolles Sporterlebnis und ein Einblick in den Fußballstolz der Bevölkerung Leeds.

In der Moderne entwickelte sich Leeds zu einem Dienstleistungszentrum, insbesondere der Handel spielt eine große Rolle in der Wirtschaft des modernen Leeds. Allein in der Innenstadt gibt es mehr als 1000 Geschäfte. Egal ob Luxusmarken oder Second-Hand-Shops - die Vielfalt der Einkaufsmöglichkeiten in Leeds ist absolut großartig für jeden Shoppingfreund. Ein absolutes Highlight ist der Kirkgate Markt, der mit seinen hunderten von Ständen zu einem der größten überdachten Märkten in Europa zählt. Allein schon wegen dem imposanten Gebäude lohnt sich der Besuch des Victoria Leeds. Das Einkaufszentrum wurde im viktorianischen Stil erbaut und kann auf eine lange Tradition zurückblicken. In der Grand Arcade findet man vor allem ausgefallene Mode und Accessoires kleiner Labels, die es so nicht überall gibt.

Erholung findet man in einem der vielen schönen Parks der Stadt. Der Roundhay Park zum Beispiel umfasst einige Seen, Wälder und Gärten, die sogar schon Auszeichnungen erhalten haben und ist einer der größten öffentlichen Parkanlagen in Europa. Neben der großläufigen Parkanalage können die Besucher auch ein Tropenhaus, ein Schmetterlingshaus sowie Aquarien erkunden. Wer einen Tag in der Natur mit ein wenig Kultur verbinden will, sollte dem Harewood House einen Besuch abstatten. Das Anwesen aus dem 18. Jahrhundert gehört dem Cousin der Königin und ein Teil des Hauses sowie die Gärten sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Nach einer Führung durch das Anwesen mit seinen opulenten Räumen, kann man in den wundervoll gestalteten Parkanlagen spazieren gehen oder ein kleines Picknick veranstalten.